Fernsehen 1965
Das Fernsehbild ist 1965 noch Schwarz-Weiss und nicht jeder kann alle drei Programme empfangen. So können laut Bundespostminister Stücklen, 92 Prozent der Bundesbürger mit Fernseher das Erste Programm empfangen, 76 Prozent das Zweite und 46 Prozent die Dritten Programme. Doch Fünfzehn Jahre nach Gründung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in der Bundesrepublik Deutschland ist das Fernsehen in Deutschland fest etabliert.
Krimis und Familienserien fesseln die Zuschauer
Krimis wie der Dreiteiler "Die Schlüssel" von Francis Durbridge oder "Die Katze im Sack" von Jürgen Roland und Wolfgang Menge sind 1965 wahre Straßenfeger. Bei den Fernsehzuschauern äußerst beliebt sind Familienserien, welche den Zuschauer meist humorvoll an den Alltagsprobleme und den kleinen oder auch manchmal großen Sorgen der Fernsehfamilien teilnehmen lassen. So starten mit "Der Forellenhof", "Die Bräute meiner Söhne", "Mit Familienanschluss" und "Unser Pauker" gleich mehrere Familienserien mit ähnlichem Muster.
Die Unverbesserlichen
Die Darstellung kleiner Leute mit großen Sorgen war auch das Konzept von Drehbuchschreiber Robert Stromberger für die Darstellung seiner Berliner Fernsehfamilie Scholz in "Die Unverbesserlichen". Ursprünglich war nur eine Folge als 80 min. Fernsehfilm geplant, aber aufgrund des Publikumserfolgs wurden in den Folgejahren weitere Episoden gesendet. Darsteller Joseph Offenbach wird mit der Rolle des Vaters Kurt Scholz zu einem der populärsten Fernsehschauspieler Deutschlands und Schauspielerin Inge Meysel wird durch die Darstellung der Mutter Käthe Scholz gar zur “Mutter der Nation“.
Beatmusik erobert das Wohnzimmer
Die Ignoranz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zum Spielen von englischsprachiger Musik führte zur Abwanderung der jugendlichen Zielgruppe, die überwiegend amerikanische Radiosender wie AFN hörten und auch den Musiksendungen im Fernsehen nichts abgewinnen konnten. Dies änderte sich schlagartig am 25. September 1965. Mit dem "Beat-Club" von Radio Bremen kommt die erste Musiksendung mit englischsprachigen Interpreten in das deutsche Fernsehen und erreicht schnell Kultstatus. Der damals 30jährige Hörfunksprecher Wilhelm Wieben, warnte und entschuldigte sich zugleich bei der Ankündigung der neuen Sendung: "Guten Tag, liebe Beat-Freunde. Nun ist es endlich so weit. In wenigen Sekunden beginnt die erste Show im Deutschen Fernsehen, die nur für euch gemacht ist. Sie aber, meine Damen und Herren, die Sie Beat-Musik nicht mögen, bitten wir um Ihr Verständnis: Es ist eine Live-Sendung mit jungen Leuten für junge Leute." Samstags von 16:45 Uhr bis 17:15 Uhr präsentieren das Moderatorenpaar Architekturstudentin Uschi Nerke und Gerhard Augustin fortan Playback singende Interpreten der Beatszene vor tanzenden Jugendlichen.
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