Literatur und Bücher 1965
Nach einer 1965 durchgeführten repräsentativen Umfrage kennen zwei Drittel der Bundesdeutschen keinen lebenden einheimischen Schriftsteller. Zweiundzwanzig Prozent geben an Günter Grass zu kennen, sieben Prozent Heinrich Böll und sechs Prozent Rolf Hochhuth. Dabei prägen Realismus und Zeitgeschichte die zeitgenössische Literatur: Der Ost-West Konflikt ist das zentrale Thema in der deutschsprachigen Literatur des Jahres 1965. Als typischer Vertreter können hierbei Uwe Johnsons dritter Roman "Zwei Aussichten", Hermann Kants Erstlingswerk "Die Aula" als auch Christa Wolffs erstmals in der Bundesrepublik erscheinendes Buch "Der geteilte Himmel" gelten. Wolf Biermanns kritische Gedichte und Lieder, die in dem neu gegründeten West-Berliner Wagenbach Verlag erscheinen, sind Anlass für die DDR Führung den ungeliebten Kritiker mit einem totalen Auftritts- und Publikationsverbot zu belegen. Der diesjährige Georg Büchner Preisträger Günter Grass macht indes öffentlich Wahlkampf für die Sozialdemokraten und seinem Freund Willy Brandt. Unter dem Motto “Dich singe ich, Demokratie: Es steht zur Wahl” redet und singt Grass in Zusammenarbeit mit Hans-Werner Henze und Siegfried Lenz in 52 Bundesdeutschen Städten.
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